Entdecken Sie unsere Kirche !

Als erste neu errichtete Gemeindekirche nach dem Zweiten Weltkrieg in Stuttgart steht sie heute unter Denkmalschutz.

Das von Prof. Seytter erbaute Sakralgebäude besticht durch seine franziskanische Schlichtheit und lädt zur Meditation ein. Der Kircheninnenraum wurde 2010/2011 denkmalgerecht saniert. Zentraler Blickfang ist das von Valentin Saile konzipierte Chorfenster mit dem auferstandenen Herrn im Mittelpunkt.

Der Name der Emmauskirche leitet sich her von der Geschichte der Emmausjünger, der wohl schönsten Ostergeschichte der evangelischen Überlieferung, nachzulesen im 24. Kapitel des Lukasevangeliums.

Zwei Jünger gehen tief enttäuscht und verbittert nach der Kreuzigung ihres Meisters Jesus einen Weg und wissen nicht wohin. Ein unbekannter Wegbegleiter gesellt sich zu ihnen und nimmt ihnen in einfühlsamer Weise ihren Schmerz von der Seele. Er öffnet ihnen den Blick in das Geschick des leidenden Gerechten und darauf, wie Gott mitten durch Leid und Schmerz hindurch Heil schafft. Wie der Abend nahe kommt, sind sie miteinander in Emmaus, einem kleinen Dorf westlich von Jerusalem, angekommen und bitten den Begleiter: Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt. Sie kehren in einer Herberge ein und dann, beim Brechen des Brotes, gehen ihnen die Augen auf. Sie erkennen den Heiland, den wahren Wegbegleiter, "und er verschwand vor ihnen. Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete?" (Lukas 24,32). In diesen Emmausjüngern erkannte sich die von Krieg und Vertreibung gezeichnete Schar der Gläubigen wieder. In der Konfrontation mit tiefster Daseinserschütterung wendeten sie ihr Herz auf das stille Weggeleit Gottes und das achtsame Innewerden in der Gnadenzusage des Evangeliums.

Mehr zur Geschichte der Kirchengemeinde können Sie unserer Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum 2005 als Download entnehmen: Festschrift 50 Jahre Emmauskirche

 

Das Chorfenster der Emmauskirche von Adolf Valentin Saile

Es geschah auf dem Weg nach Emmaus. Zwei Männer, ins Gespräch vertieft, gehen langsam auf die sinkende Sonne zu. Immer wieder schüttelt einer von beiden den Kopf und bleibt fragend stehen. Fast unbemerkt gesellt sich ein Fremder zu ihnen und spricht sie an. Und sie reden mit ihm, erzählen ihm von ihrem Schmerz, ihrer Ratlosigkeit angesichts der Ereignisse der letzten Tage. Da sagt er: „Musste nicht Christus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen?“ Und dann erklärt er ihnen den Sinn dessen, was geschehen ist.
Valentin Saile hat dieses Gespräch Jesu mit den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus in dem Chorfenster der Emmauskirche in Riedenberg dargestellt.
Fünf biblische Szenen, gruppiert um den Auferstandenen, werden - sinngemäß miteinander verbunden - zu zwei aufeinanderliegenden Dreiecken, eines mit der Spitze nach unten, das fragt, eines mit der Spitze nach oben, das deutet. So gesehen bildet das ganze einen Davidsstern, ein Erkennungszeichen des Messias. „Musste nicht Christus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen?“
Links oben sehen wir die Kreuzabnahme Jesu durch die Jünger, und wir spüren die Ratlosigkeit, die sie bewegt. War dieser nicht zum Segen gekommen? Zum Segen für das Volk Israel und durch dieses für die ganze Welt? Weshalb wurde er dann an das Fluchholz gehängt?
Des Weiteren sehen wir rechts oben die Grablegung Jesu mit den Jüngern, und wir können ihre Verzweiflung deutlich wahrnehmen. War nicht dieser gekommen, um den Menschen das Leben zu bringen? Warum wurde er dann in den Tod gegeben?
Und schließlich sehen wir unten in der Mitte die Frauen am leeren Grab. Wir ahnen ihren Schmerz. War nicht dieser gekommen, um ihnen die Liebe nahe zu bringen, die Liebe zu Gott und zum Nächsten? Warum wurde er selbst dann so gänzlich ihren Blicken und Händen entzogen?
Der Kreuzabnahme zugeordnet ist das Bild des Sündenfalls darunter. Dem Fluchholz des Kreuzes entspricht der Baum der Versuchung. Durch die Schuld des Menschen besteht Feindschaft zwischen ihm und Gott. Deswegen muss Versöhnung sein, ehe Segen sein kann. Und diese Versöhnung hat Christus durch sein stellvertretendes Leiden und Sterben am Kreuz bewirkt.
Der Grablegung ist auf gleicher Weise das Bild der Geburt Jesu zugeordnet. Den Leichentüchern des Verstorbenen entsprechen die Windeln des Neugeborenen. Die Herrschaft des Todes konnte nur durch die  Menschwerdung Gottes gebrochen werden, eine vollkommene Menschwerdung vom Mutterschoß bis zum Grab.
Dem leeren Grab zugeordnet ist schließlich das alles beherrschende Bild des Auferstandenen. Die Dimensionen des Bildes, der Strahlenkranz und die Siegesfahne deuten auf die Fülle der Herrlichkeit, die Jesus nun umgibt, eine Fülle, die nicht mehr durch menschliche Begrenztheit eingeengt ist, eine Fülle, die er allen, die ihm in Liebe verbunden sind, weiter schenkt.                    

 

Katharina Goodwin

Der Osterleuchter von Karl Ulrich Nuss

Ein besonderes Juwel in unserer Emmauskirche ist der Osterleuchter von Karl Ulrich Nuss.

Diese Plastik des namhaften Künstlers ist Meditationsbild und Ostererinnerung zugleich. Dargestellt ist der Auferstandene. Er hat die Hände ausgebreitet zum Segen. Er sagt Frieden zu.

Für jeden Betrachter ist dieser Leuchter eine Einladung, in den Raum des Friedens einzutreten, seine Angst und quälenden Sorgen abzulegen und sich getragen zu wissen von Gott, der Quelle alles Guten.

Die Herzen dürfen zur Ruhe kommen, die Seelen sich neu erheben, das Lied der Freude erklingt wieder, manchmal nach langen Zeiten des Verstummens. Wo es sich ereignet, ereignet sich Ostern – hier und heute, ereignet sich der Sieg der Liebe über alle Gestalten des Hasses, ereignet sich Erfüllung inmitten der Abbrüche der Zeit. Solche entscheidenden Erhöhungen, solche tragenden Erweckungen geschehen in der Tiefe der Herzen, die sich Gott anzuvertrauen wagen, und sie geschehen mitten im Umgang der Menschen miteinander. Der Liedermacher Detlev Jöcker hat es so ausgedrückt: „Wo einer dem andern neu vertraut und mit ihm eine Brücke baut, um Hass und Feindschaft zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. Wo einer im Dunkeln nicht verstummt, sondern das Lied der Hoffnung summt, um Totenstille zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. Wo einer das Unrecht beim Namen nennt, und sich zu seiner Schuld bekennt, um das Vergessen zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden

Wo einer gegen die Strömung schwimmt und fremde Lasten auf sich nimmt, um Not und Leiden zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden. Entdecken Sie solche Spuren in Ihrem Leben, erinnern Sie sich an die Aufbruchsstunden Ihrer Hoffnung und schöpfen Sie neu Kraft im Glauben an Gott, die ewige Liebe. Gott selbst hat seine Osterspur gelegt. Er hat mit dem Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi eine Spur in diese Welt gelegt, die uns stetig daran erinnert, dass es nur eine Wahrheit gibt, die Wahrheit der Liebe, die sich vergebend und versöhnend an diese Welt mit all ihrer Schuld und all ihrem Leid verströmt und so Heil schafft – mitten im Alltag, hier und jetzt beginnend, um einmal im Jenseits der Zeit vollendet uns zu erfüllen, das Heil in der Teilhabe an Gottes ewiger Liebe.

Gerahmt wird der Auferstandene von den täglichen Segensgaben von Brot und Wein, dargestellt in den Schöpfungsgaben von Korn und Traube, die darauf warten verwandelt zu werden. Und über dem Auferstandenen leuchtet eine Kerze. Ihr Licht symbolisiert Gottes ewiges Licht und den, der erfüllt von Gott, lehrt:

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Es erstrahlt überall dort, wo der Frieden seiner segnenden Hände uns zum Trost und Heil wird.

 

Pfarrer Dr. Dieter Koch

Hörst Du nicht die Glocken?

Ursprünglich stammt die Glocke aus China und gelangte etwa um 700 v. Chr. in den europäischen Raum. Verbreitung fanden die Glocken dann im frühen Mittelalter vor allem durch die Klöster. In der klösterlichen Tradition wird der Tag durch Gebetszeiten unterteilt und bekommt dadurch eine feste Struktur. So finden wir bei Benedikt von Nursia sieben Gebetszeiten für den Tag und eine für die Nacht. Die Glocken erfüllten dabei die Funktion, die Mönche aus den verschiedenen Teilen des Klosters aus ihren jeweiligen Tätigkeiten herauszurufen und zum Gebet zu versammeln. Diese Tradition findet dann auch im nichtklösterlichen, reformatorisch geprägten Kontext ihre Fortsetzung: Durch das Läuten zu bestimmten Tageszeitenwird an zentrale Ereignisse aus dem Leben Jesu erinnert und zum Gebet ermuntert.

In der Emmauskirche wird folgendermaßen geläutet: Die große Glocke (Betglocke) ruft uns zweimal am Tag zum Gebet: zum Morgengebet um 7 Uhr (samstags 9 Uhr), zum Abendgebet um 19.30 Uhr. Auch während des Gottesdienstes läutet die Glocke, wenn das Vaterunser gesprochen wird, zur Taufe oder bei der Einsegnung der KonfirmandInnen. Dadurch werden alle Gemeindemitglieder, die nicht am Gottesdienst teilnehmen, zum Mitbeten eingeladen. Die mittlere Glocke erinnert an den Kreuz- und Leidensweg Jesu und läutet deswegen um 11 Uhr (Einbruch der Finsternis bei der Kreuzigung) und um 16 Uhr (Jesu Grablegung in den frühen Abendstunden). 

Alle drei Glocken erklingen immer, wenn die Gemeinde zum Gottesdienst gerufen wird, hier bei uns sonntags um 10.30 Uhr. Samstags und vor Feiertagen sitmmen sie schon um 18 Uhr auf den Sonntag ein, der Sonntag wird "eingeläutet".

Eine Neuerung hat der Kirchengemeinderat 2018 beschlossen: Sonntags wird nicht mehr um 9 Uhr zum Morgengebet geläutet, sondern erst um 9.30 Uhr: Damit wird einerseits zu unserem ersten Gottesdienst im Augustinum eingeladen, gleichzeitig ist es ein Vorläuten für den Gottesdienst in der Emmauskirche.

Hören Sie doch immer mal wieder bewusst hin... und lassen sich von den Glocken einladen, einen Gedanken lang aus Ihrem Alltag herauszutreten und ein Gebet zu sprechen: für die Nächsten, für die Welt. Uns Sie werden entdecken: Es wird Sie verändern.

Elisabeth Jooß

(Pfarrerin der Emmauskirche 2012 - 2022)